Vorab eine Präzisierung: Namen werden auch heute noch gebeugt, allerdings nur im Genitiv:
Ich habe Müllers Kuh gekauft.
Goethes Briefe sind aufschlussreich.
Es liegt auf Direktor Meyers Schreibtisch.
Bei einigen Namen wird auch der Plural gebildet:
"Alle Marias bitte aufstehen!"
Allerdings ist es wahr, dass z. B. im Dativ keine Kasusendungen mehr verwendet werden.
Dabei spielt die Tendenz des Deutschen, das Kasussystem immer mehr zu vereinfachen, eine Rolle. Das begann im frühen Mittelalter mit der Endsilbenabschwächung. Endungen, die keine Funktion mehr haben, sind verschwunden, weil sie redundant sind.
Früher sagte man zum Beispiel "im Hause" oder "mit dem Kinde". Auch das Genitiv-s bei Eigennamen mit Artikel wird immer häufiger weggelassen wie in "die Malerei des Barock".
Zur Frage, wie die Eigennamen zu Goethes Zeiten dekliniert wurden, habe ich hier diese schöne Tabelle gefunden:
Fälle Nennender Zeugender Gebender Klagender Rufender
(Nominativ) (Genitiv) (Dativ) (Akkusativ) (Vokativ)
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Konsonant - -ens -en -en -e
Faust Faustens Fausten Fausten Fauste!
Johann Johannens Johannen Johannen Johanne!
Fritz Fritzens Fritzen Fritzen Fritze!
Johannes Johannesens Johannesen Johannesen Johannese!
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Auf -e - -ns -n -n -
Goethe Goethens Goethen Goethen Goethe!
Margarete Margaretens Margareten Margareten Margarete!