Mit "der Duden" ist offenbar das Duden-Wörterbuch gemeint (bei der Duden-Grammatik könnte die Frage auch gestellt werden).
Was ich noch weniger zuordnen kann ist die Erwähnung einer "Präskriptivismus / Deskriptivismus"-Debatte. Geht es darum, welche Zielsetzungen ein Wörterbuch verfolgen soll? In welchen Bereichen? Ist die Rechtschreibung gemeint, oder die Formenbildung von Wörtern, oder ob man bestimmte Wörter gebrauchen / nicht gebrauchen soll?
Bei der Rechtschreibung hält sich der Duden an die amtliche Version des Rats für deutsche Rechtschreibung, die aber in vielen Fällen Varianten offenlässt. Der Duden spricht davon, in manchen Fällen "Empfehlungen" zu geben, das ist dann offensichtlich genau das, eine Empfehlung, nicht platt präskriptiv. (Da liest man dann solche Sachen wie zB "Als gut lesbar und unmissverständlich gelten dagegen im Allgemeinen die folgenden Fälle; sie werden daher gewöhnlich ohne Apostroph gesetzt:..." https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/apostroph#D13; also Empfehlungen gestützt auf Lesbarkeit und andere praktische Aspekte).
Bei der Formenbildung von Wörtern ist immer mal irgendwo was im Fluss, das fällt aber eigentlich in den Bereich Grammatik. Die Duden-Grammatik tut immer beides, darauf verweisen, dass es Variation gibt, auch gelegentlich dass bestimmte Formen "als Standard gelten". Die Duden-Grammatik ist weder deskriptiv noch präskriptiv, sondern in erster Linie eine wissenschaftliche Grammatik, die deskriptive Aspekte und präskriptive Anliegen wiedergibt. Das heißt sie distanziert sich m.E. von präskriptiven Anliegen, blendet sie aber nicht aus, sondern berichtet, dass es irgendwo solche Anliegen gibt.
In der Verwendung des Wortschatzes gibt es meines Wissens keine präskriptiven Zwänge. Der Wortschatz ist von allen sprachlichen Abteilungen die, die sich am zuverlässigsten und am schnellsten verändert, und der Wortschatz unterscheidet sich sowieso immer zwischen verschiedenen Sprachbenutzern. Es gibt das Phänomen, dass der Duden immer mal anfängt, bestimmte Wörter neu zu verzeichnen, das liegt aber eher daran, dass man die Nützlichkeit der Auflistung überlegt, also dass ein Wort gängig genug ist, oder eine deutliche Spezialbedeutung angenommen hat.
Man kann den Duden auch nach seinem Selbstbild befragen, laut Webseite: "Über uns", https://www.duden.de/leitbild. Dort steht nur Bla-Bla. Der einzige sinnvolle Hinweis auf ein Leitbild ist die beiläufige Formulierung "Immer auf der Höhe der Zeit." Das bedeutet, dass man sprachliche Veränderungen mitgeht. Aber über Geschmack lässt sich immer streiten.
Die neue Auflage der Dudengrammatik (2022) hat übrigens eigene Kapitel über Sprachwandel und Gesprochene Sprache. Dort steht all das, wovon in den Foren gesagt wird, dass es verbotenes, schlechtes Deutsch ist :)
Aus dem Vorwort dieser Auflage der Dudengrammatik (S. 22): "Die Grammatik orientiert sich an der geschriebenen Standardsprache, die über- regional, stilistisch neutral, nicht an einen spezifischen Verwendungskontext gebunden und auch in formelleren Kontexten unauffällig ist. Das gilt entsprechend auch bei der gesprochenen Standardsprache, wobei gegebenenfalls ein Blick auf Varianten außerhalb der Leitvarietät gerichtet wird."
es, wennerkorrekt ist? Und die Klammern vertragen sich m.E. nicht mit dem Alternativstrich - entweder/oder. – user unknown Oct 03 '23 at 20:05