17

In "Die Firma", the German translation of the American novel "The Firm", the partners were described as "steinreich". A back-translation might be something like "filthy rich".

How did "stein" become a modifier of "reich" in such a context? Was it because wealth was at some point (at a much earlier time) held, or measured in stones?

Tom Au
  • 12,750
  • 4
  • 38
  • 78

3 Answers3

10

"Stein-" ist hier ein (salopp) emotional verstärkendes Präfix.
Spätmittelhochdeutsch steinrīche: reich an Edelsteinen, sehr/ungewöhnlich reich.

(Duden)

Jedoch steht im Wörterbuch der Gebrüder Grimm unter steinreich:

oft falsch erklärt: 'reich an edelsteinen'

[...]

richtige erklärung schon bei Adelung 'sehr reich ..., von stein, sofern es oft eine intension bezeichnet'

Sofern ich mich nicht irre, soll von Stein hier das Reichwerden durch den Abbau von/Handel mit Stein bezeichnen. Bei Grimm ist eine Gegend bzw. eine Krone reich an (Edel-)steinen, also steinreich. Bei Dudens Eintrag stellt sich die Frage, ob man einen Menschen auch als reich an Edelsteinen bezeichnen kann (-reich bedeutet durch viel von etwas gekennzeichnet). Meinem Sprachgefühl nach geht das nicht, und Adelungs Erklärung wird von der schon immer dagewesenen Teure von Stein als Baumaterial gestützt. Siehe dazu noch die letzte Seite dieses PDF.

Laut http://www.dwds.de/?qu=stein- ist steinreich seit dem 15. Jahrhundert belegt. Das deckt sich mit der Einordnung ins Spätmittelhochdeutsche von Duden.

Steinalt scheint auch den bei Grimm angeführten Beispielen zufolge etwas älter zu sein (16. Jh.).

Älter als steinreich ist jedoch steinhart (mhd.). Obwohl ich bei weitem kein Adelung bin, stelle ich eine weitere Möglichkeit in den Raum, parallel zur Entwicklung von beispielsweise ur:

uralt        → sehr alt   → sehr hart   → ur hart
steinhart → sehr hart → sehr reich → steinreich

  • Hast Du eine Quelle zu den letzten Möglichkeiten, oder ist das Deine Spekulation? – Carsten S Aug 24 '14 at 19:26
  • 1
    Und ich dachte, das kommt von "Familie Feuerstein", weil da immer stein- und fels- vor allen möglichen Adjektiven stand.;-) – Chris Aug 24 '14 at 20:29
  • 2
    Bei "steinalt" funktioniert das mit den Edelsteinen und dem wertvollen Baustoff nicht - die Grimms haben vermutlich recht, wenn sie sagen, dass diese Erklärung falsch sei. Siehe auch folgende Anregung für ein ergänzendes [edit]: http://www.dwds.de/?qu=stein- und http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Wort/Adjektiv/Komparation/Elativ.html – Takkat Aug 24 '14 at 20:39
  • 5
    Wahrscheinlich entsprang "steinalt" einem Vergleich mit dem unmenschlich hohen Alter von Steinen. –  Aug 24 '14 at 20:44
  • Handel mit Stein (Bausteinen, Backstein?) klingt auch nicht plausibler. Mir scheint eher, dass Steine überall rumliegen - man muss sich nur bücken und kann einen Stein vom Boden/Weg/Feld aufheben. Ist aber auch rein spekulativ. – user unknown Aug 24 '14 at 21:49
  • 1
    Der Fachbegriff is 'Elativ' (de.wikipedia.org/wiki/Elativ), und er ist heute oft unregelmäßig und muß pro Adjektiv einzeln gelernt werden. Noch eine Flektionshürde für den Fremdsprachler! – Kilian Foth Aug 25 '14 at 07:47
  • @userunknown Weder Back- noch Bausteine sind Stein in dem Sinne. Naturstein ist gemeint. So ein Haus ist auch heute noch unleistbar (für den Durchschnittsmenschen). –  Aug 25 '14 at 10:56
  • @userunknown "von einem in jeder hinsicht steinreichen manne aufgeführt, denn seine ... steinbrüche bringen ihm järlich 46000" –  Aug 25 '14 at 10:59
  • @Carlster Ah, danke! – Kilian Foth Aug 25 '14 at 13:52
  • @Carlster: Was ist das für ein Pseudozitat, was soll es belegen - dass es mal irgendwann irgendwo einen Mann gab, der irrsinnig reich war? Wenn erst erklärt werden muss, dass Naturstein sonderlich teuer sein kann, dann eignet es sich kaum im Sprichwort - das versteht ja dann keiner. – user unknown Aug 25 '14 at 22:59
  • @userunknown Es ist kein Pseudozitat, sondern ein echtes Zitat. Ich bezweifle, dass das früher jemandem erklärt werden musste. Ob die Menschen heute den (möglichen) Zusammenhang begreifen, spielt überhaupt keine Rolle für die Etymologie des Wortes. Außerdem handelt es sich hier nicht um ein Sprichwort. Du kannst gerne einen Bearbeitungsvorschlag abgeben, eine eigene Antwort posten oder auch meine downvoten. –  Aug 26 '14 at 01:09
  • Es ist ein Pseudozitat, weil nicht dabei steht, von wo es stammt, von wem und wann. – user unknown Aug 27 '14 at 00:47
3

In reply to Celtschk: in Dutch you have ‘kei-’ as an intensifier. ‘Kei’ means ‘cobble’ or ‘boulder’ and as an intensifier it started its career in ‘keihard’ = ‘as hard as a cobble’. But ‘hard’ can also mean ‘fast’ in Dutch and ‘keihard’ started to be used in the sense of ‘very fast’ and as a prefix ‘kei-’ started to lose its literal meaning. Nowadays you have words like ‘keigaaf’ = ‘awesome’ which are nonsensical when analysed literally.

I still think that ‘steinreich’ derives from ‘able to afford a stone house’ though.

2

According to this source, being steinreich meant having a house of stone. Usually houses were built of wood back then, only rich people could afford houses of stone. Nowadays, the prefix stein is however often used in the sense of very like in steinalt. The etymology however might be different there of course.

Wrzlprmft
  • 21,865
  • 8
  • 72
  • 132
ChriPf
  • 121
  • 4
  • 1
    I can't think of a use of "stein-" where the meaning cannot be derived from stones; "steinalt" = "old as stones"; stones live very long, and are therefore usually very old. "steinhart" = "hard as stone". Obviously stone is generally very hard. Any counterexample? – celtschk Aug 25 '14 at 08:19
  • @celtschk I think he is referring to the possibility that alt received the prefix stein- out of another reason than reich did (which seems likely). Although, as Anonymous pointed out, stein could have been an established intensifier before being applied to alt and reich. –  Aug 25 '14 at 10:54
  • Although indeed possible, I do not think that qualifies as a source. Are you referring to something like this: || der (ein müller) was der steinreichest man, // daz nye keyn steynreycher dar kwam // und so steynreiche were // alz derselbe müllere. // haus und hoffe was vol gesteyn // ander sein reichtuem was gar kleyn, // davon er der steynreich müller hiesz || –  Aug 25 '14 at 12:11
  • Actually your source could rather be interpreted different as the miller in that poem seems to be actually rather poor beside his house. I happened to watch a documentation some time ago giving the upper explanation, but unfortunately cannot find another source for it. – ChriPf Aug 27 '14 at 05:42
  • Actually, my second comment resulted from uncareful reading. And yes, the miller is poor :) (in every interpretation) –  Aug 27 '14 at 10:49